Unser Stadtteil ist mit Plakaten und Hinweisen aller Art gepflastert. Von der großflächigen Ankündigung sensationeller Konzerte bis zum selbstkopierten Laternenaufkleber mit Hinweis auf örtliche Meditationstreffen ist alles dabei.
Vieles liest man im Vorbeigehen und vergißt es sofort wieder. Vor einiger Zeit musste ich aber doch kurz stutzen, als ich ein selbstgemachtes Din-A 4 Plakat mit der Überschrift " Müsli verschwunden" aus dem Augenwinkel an einer Wand kleben sah.
Zuerst dachte ich: " Mensch schau doch in Deinem Bauch nach oder such mal in der Küche". Wenn jetzt auch noch jeder anfängt zu plakatieren, wenn er etwas zu Hause nicht mehr findet, dann besteht unser schönes Viertel demnächst nur noch aus Pappmaschemasse (bei uns werden die ganzen Plakate mit Leim über bereits hängende Poster geflatscht).
Im Weitergehen konnte ich dem überwiegend grauschwarzen Fleck in der Mitte des des Plakates (schwarzweiß kopierte Fotos sehen in der Regel wie ein Röntgenbild aus) noch die Umrisse einer Katze entnehmen. Einerseits erleichtert, das es sich bei der Suchanzeige wenigstens um einen Gegenstand bzw. ein Wesen mit Wert über 1,99 Euro handelte,kam mir andererseits die Frage, wie sehr man Mensch und Tier mit innovativer Namensgebung verwirren kann. Demnächst heißt es dann "Bumerang verschwunden", wenn jemand seinen Wellensittich vermisst. Oder "Abendessen entlaufen", wenn wieder mal die Hauskuh aus dem Fahrradkeller verschwunden ist. –
Naja, wollen wir dem Besitzer von Müsli mal nicht unterstellen, dass er Scheinvegetarier ist und heimlich Katzen verspeist, denen er Namen fleischfreier Nahrungsmittel verpasst hat. Und vielleicht ist Müsli ja auch schon wieder beim Herrchen angekommen. Ansonsten mal im Supermarkt im Haferflockenregal nachschauen. Vielleicht macht Müsli ja nur ein paar Familienbesuche.
Intro
Es war irgendwann in der Abizeit, als mein Mathelehrer ins Klassenzimmer trat und verkündete, daß wir uns in den nächsten Stunden mit der Berechnung der Entfernung zweier gedachter Ebenen im Raum beschäftigen würden.
Mir war sofort klar, dass wir scheinbar nicht im gleichen Sonnensystem lebten und dass sich unsere Wege bald trennen würden. Trotzdem dauerten unsere unwirklichen Zusammenkünfte zur Behebung irrealer Schwierigkeiten noch bis zum Ende meiner aktiven Schullaufbahn. Aufgrund mangelner begreifbarer Themen blieb mein einziger geistreicher Beitrag im letzten Schulhalbjahr die Frage, ob ich nicht den Unterricht verlassen könne, da ich mich die Vorbereitung der Abi-Klausur nicht beträfe (ich nix Mathe im Abi). Wenigstens dieses eine Mal hatte er am Inhalt meiner Wortmeldung nichts auszusetzen. -
Viele Jahre später ist mir zwar keine gedachte Ebene mehr begegnet (wahrscheinlich weil ich überwiegend an andere Dinge denke), aber bei alle dem, was mir seit der Schulzeit begegnet ist, befürchte ich, dass mein Mathe-Lehrer damals bereits Einblicke in Galaxien und verborgene Lebenswüsten hatte, die ich bis heute nur erahne.
Samstag, 28. Juli 2007
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