Intro

Es war irgendwann in der Abizeit, als mein Mathelehrer ins Klassenzimmer trat und verkündete, daß wir uns in den nächsten Stunden mit der Berechnung der Entfernung zweier gedachter Ebenen im Raum beschäftigen würden. Mir war sofort klar, dass wir scheinbar nicht im gleichen Sonnensystem lebten und dass sich unsere Wege bald trennen würden. Trotzdem dauerten unsere unwirklichen Zusammenkünfte zur Behebung irrealer Schwierigkeiten noch bis zum Ende meiner aktiven Schullaufbahn. Aufgrund mangelner begreifbarer Themen blieb mein einziger geistreicher Beitrag im letzten Schulhalbjahr die Frage, ob ich nicht den Unterricht verlassen könne, da ich mich die Vorbereitung der Abi-Klausur nicht beträfe (ich nix Mathe im Abi). Wenigstens dieses eine Mal hatte er am Inhalt meiner Wortmeldung nichts auszusetzen. - Viele Jahre später ist mir zwar keine gedachte Ebene mehr begegnet (wahrscheinlich weil ich überwiegend an andere Dinge denke), aber bei alle dem, was mir seit der Schulzeit begegnet ist, befürchte ich, dass mein Mathe-Lehrer damals bereits Einblicke in Galaxien und verborgene Lebenswüsten hatte, die ich bis heute nur erahne.

Donnerstag, 19. Juli 2007

Der feine Tierfreund

In unserem Viertel leben überwiegend Hundebesitzer, die unerschöpfliches Vertrauen in die Fähigkeiten und die Selbstbeherrschung ihrer freundlichen Vierbeiener setzen.
Zum Ausdruck bringen sie dies in der Regel durch Verzicht auf Leine und Maulkorb in der Öffentlichkeit (sowohl bei den Hunden, als auch bei sich selbst)und dadurch, dass sie Ihren Hund beim Gassi gehen gerne schon mal etliche Meter vorschicken.
Grenzenloses Vertrauen beinhaltet halt auch, dass man weiß, dass der Hund niemals fremde Menschen und Tiere anbellt und auf Kommando (Pfiff, Anraunzer, etc.) sofort zurück zum Herrchen läuft.

Zusätzlich bringen sie den Hunden ein hohes Maß an Selbstbestimmung entgegen. Der beste Freund des Menschen weiß für sich selbst am besten, wohin er seinen Haufen platzieren möchte. Psychische Folgeschäden durch Vorgabe des Abortes würden wahrscheinlich so wie so umgehend durch die geballte Wut der nationalen Tierschützer gerächt, so dass man bei diesem Thema den Hund besser sich selbst überlässt.
Darüber hinaus helfen einem Hund und Besitzer immer wieder gerne, sich selbst besser zu reflektieren und vorhandene Intolleranz aufzudecken. Z.B. wenn man sich beschwert, weil man beim Verlassen des Hauses beinah von einem Hund im Ponyvormat umgemäht wurde, der mit Freude die ca. 100m Distanz zu seinem Herrchen auf dem Bürgersteig in 7,9 Sekunden überwindet. Neulich klettete sich tatsächlich ein Passant an mein Ohr, nachdem ich mich erdreistete einige Hundebesitzer darauf aufmerksam zu machen, dass ich (und scheinbar auch mein Sohn), es nicht mögen, wenn unvermittelt 4 Vierbeiner angelaufen kommen, um mein Kind zu beschnuppert.

Dieser Passant wies mich ausdauernd darauf hin, das die Hunde doch nur den Kontakt zum Sohnemann aufnehmen wollten (war mir gar nicht aufgefallen)und dass es am besten ist, die lieben Kleinen frühzeitig an die Tiere zu gewöhnen. Erfrischt von derartigen Belehrungen viel mein Resümee trotzdem nüchtern aus. Ich nix Hund kaufen und Sohn trotzdem verängstigt, weil Hunde auf ihn zugelaufen. Wahrscheinlich wird mein Nachwuchs auch einer von diesen intoleranten Hundenichtverstehern.

Natürlich gibt es Dinge, die einfach passieren. Als mir vor längerer Zeit ein Hund samt Besitzer an einer Bürgersteigverengung (auf dem Bürgersreig standen zig Topfblumen des Blumenladens in der Auslage), den Vortritt ließ, nutzte der Wauwau die Gunst der Stunde, um an den Verkaufsblumen sein Revier zu markieren. Der Hundebesitzer wahr tatsächlich entsetzt, was für mich das eigentlich erstaunliche an der Situation war.

Trotz alle dem weiß auch ich, dass es einen Hund gibt, der weder Maulkorb noch Leine benötigt. Das laufende Fell einer Bekannten. Der Hund müsste biologisch gesehen längst verstorben sein, so alt ist der. Da er aber noch lebt, trottet er zum Austreten seinem Frauchen hinterher und gibt sich größte Mühe den Abstand nicht zu groß werden zu lassen. Die Wohnung im zweiten Stock erreicht das liebe Tier meist erst Minuten nach seinem Besitzer un nach anstrengenden Rundgängen hat man Angst, das das der Hund liegen umfällt und liegen bleibt. Wenn ich schon keine Begeisterung für Hunde habe, dann doch wenigstens Respekt vor dem Alter.

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