Intro

Es war irgendwann in der Abizeit, als mein Mathelehrer ins Klassenzimmer trat und verkündete, daß wir uns in den nächsten Stunden mit der Berechnung der Entfernung zweier gedachter Ebenen im Raum beschäftigen würden. Mir war sofort klar, dass wir scheinbar nicht im gleichen Sonnensystem lebten und dass sich unsere Wege bald trennen würden. Trotzdem dauerten unsere unwirklichen Zusammenkünfte zur Behebung irrealer Schwierigkeiten noch bis zum Ende meiner aktiven Schullaufbahn. Aufgrund mangelner begreifbarer Themen blieb mein einziger geistreicher Beitrag im letzten Schulhalbjahr die Frage, ob ich nicht den Unterricht verlassen könne, da ich mich die Vorbereitung der Abi-Klausur nicht beträfe (ich nix Mathe im Abi). Wenigstens dieses eine Mal hatte er am Inhalt meiner Wortmeldung nichts auszusetzen. - Viele Jahre später ist mir zwar keine gedachte Ebene mehr begegnet (wahrscheinlich weil ich überwiegend an andere Dinge denke), aber bei alle dem, was mir seit der Schulzeit begegnet ist, befürchte ich, dass mein Mathe-Lehrer damals bereits Einblicke in Galaxien und verborgene Lebenswüsten hatte, die ich bis heute nur erahne.

Samstag, 8. März 2008

Alterserscheinungen

Ich weiß nicht, was es ist, aber es kam schleichend. Es fing damit an, dass ich mir Einlegesohlen für meine Winterschuhe kaufte. Solche mit Fell, gegen die Kälte. Weil sich meine Füße häufig wie Eisklumpen anfühlten, wenn ich durch die neue deutsche Kälte des Winters lief. Kein Schnee, kein Licht, kein Spaß, aber Kälte. Dann ging das mit der Heizung los. Immer häufiger musste ich auf 2 stellen, später auf 3. Die Hütte wollte nicht warm werden, bzw. die Wärme nicht an mich weitergeben. Und nun das. Mit jungen 31 Jahren stehe ich im Schuhgeschäft und verlange nach warmen Hausschuhen. Es ist bereits der dritte Schuhladen des Tages. Trotz besseren Wissens hat es mich erst in die Billiggeschäfte verschlagen, da wo Schuhe noch aus Recyclingpapier und Kleister gemacht werden. Oder aus Vollgummi. Aber schließlich hatte es mich ja zum Schuhkauf getrieben, weil ich solche totalplaste Exemplare besaß, mit denen man sich fühlte, als würde man barfuß durch die Wohnung laufen. Also nicht bezogen auf den Komfort, sondern auf die Temperatur. Naja, nun sitze ich mit drei rechten Schuhen aus der Auslage auf einem Hocker im Geschäft und weiß nicht so recht, was ich tun soll. Also schildere ich der Verkäuferin mein Problem, teile mit, dass ich in meinen Hausschuhen friere aber auch gleichzeitig schwitze. Ich komme mir dabei ein wenig vor, wie ein Senior, der im Altenheim der Pflegerin berichtet, dass er vom Essen gleichzeitig Verstopfung und Durchfall bekommt. - Die Verkäuferin weiß da so recht auch keinen Rat, meint aber alle ausgewählten Schuhe sind schön warm. Ist bei den Preisen auch zu hoffen. Der eine Schuh sei nicht ganz so modisch, gibt sie noch preis. Na da hat sie mal nicht übertrieben. Der ist ungefähr so modisch, dass ich damit am Fuß keinen mehr nach Hause einladen kann, ohne mich zu schämen. Aber darauf kommt es heute nicht an, schließlich kann ich auch keinen mehr einladen, wenn ich erst einmal in meinen Plastikhausschuhen erfroren bin. Trotzdem entscheide ich mich für eine stylischere Variante. Der Tipp der Bedienung, man könne da einfacher reinschlüpfen, hat mich schließlich überzeugt. Wenn ich schon ein Frostempfinden eines 92 Jährigen an den Tag lege, sollte ich auch demnächst damit rechnen, ein Schuhmodel nicht mehr unfallfrei an den Fuß zu bekommen, dass mit Reißverschluss funktioniert. Die steifen Gelenke und so. Und so erwerbe ich erstmals in meinem Leben Hausschuhe für 24,95€. Nicht zu fassen, dafür habe ich bisher immer eine komplette Winterkollektion gekauft. Aber da war ich ja auch noch nicht 92.

1 Kommentar:

Bärbel hat gesagt…

... ich krieg mich grad gar nicht mehr ein, muss so lachen... tobi, wie toll geschrieben! sind die schuhe denn jetz warm oder nicht? und deine gelenke schon steif???