Intro
Es war irgendwann in der Abizeit, als mein Mathelehrer ins Klassenzimmer trat und verkündete, daß wir uns in den nächsten Stunden mit der Berechnung der Entfernung zweier gedachter Ebenen im Raum beschäftigen würden.
Mir war sofort klar, dass wir scheinbar nicht im gleichen Sonnensystem lebten und dass sich unsere Wege bald trennen würden. Trotzdem dauerten unsere unwirklichen Zusammenkünfte zur Behebung irrealer Schwierigkeiten noch bis zum Ende meiner aktiven Schullaufbahn. Aufgrund mangelner begreifbarer Themen blieb mein einziger geistreicher Beitrag im letzten Schulhalbjahr die Frage, ob ich nicht den Unterricht verlassen könne, da ich mich die Vorbereitung der Abi-Klausur nicht beträfe (ich nix Mathe im Abi). Wenigstens dieses eine Mal hatte er am Inhalt meiner Wortmeldung nichts auszusetzen. -
Viele Jahre später ist mir zwar keine gedachte Ebene mehr begegnet (wahrscheinlich weil ich überwiegend an andere Dinge denke), aber bei alle dem, was mir seit der Schulzeit begegnet ist, befürchte ich, dass mein Mathe-Lehrer damals bereits Einblicke in Galaxien und verborgene Lebenswüsten hatte, die ich bis heute nur erahne.
Freitag, 23. Mai 2008
Uhrenkauf
Jaja, das Alter. Nachdem ich mir bereits beim Kauf meiner Winterhausschuhe wie ein Rentner vorkam (siehe Post: Alterserscheinungen), erwischte ich mich nun erneut dabei, das Einkaufsverhalten eines 92 jährigen an den Tag zu legen. Am Anfang schien alles noch ganz entspannt. Mich überfiel der spontane Gedanke, eine neue Uhr für meine Frau zu kaufen. Der Grund war ehr praktischer Natur, Ihre alte Zeitanzeige hatte den Geist aufgegeben. Nachdem ich im bekannten deutschen Volkskaufhaus eine weile systematisch die Vitrine mit reduzierten Artikeln umzingelt hatte, suchte ich mir eine fachliche Beratung. Als die ausgewählten Exemplare dann vor mir lagen, ging mir bereits die Fantasie aus. Eigentlich hatte ich mich ja bereits für die eine entschieden, die ungefähr so aussah, wie die letzten 3 Uhren meiner Frau. Aber von Zweifeln geplagt, erhielt ich Hilfestellung vom Fachpersonal, in Form von dem Angebot, dass die Verkäuferin die Uhren mal um den Arm legen könnte. Spätestens jetzt fühlte ich mich wie 50. Aber was sollte ich machen. Da es mir schwer fiel, vom Aussehen der Uhr am Arm der Verkäuferin auf den Arm meiner Frau zu schließen, zeigte ich mich nach der Modenschau wie ein wankelmütiger Mitsechziger, der seiner Frau zum ersten mal seit 35 Jahren kein Haushaltsgerät zum Geburtstag kaufen will. Auch die Frage, ob meine Frau ehr ein sportlicher oder eleganter Typ wäre, brachte mich nicht zurück in die Spur. Ich hatte mich grade auf 2 Modelle beschränkt und mitgeteilt, dass meine Frau eigentlich immer ehr eine Uhr mit Lederarmband hatte und ich daher zu der einen Uhr tendieren würde, da holte die Verkäuferin zum krönenden Höhepunkt aus. Vielleicht wäre das andere (sportliche) Modell ja mal eine Abwechslung. Die Aussage an sich sollte man meiner Meinung nach nur an Leute über 80 Jahre richten. Die Frechheit war aber, dass es bei mir wirkte. Weltrevolution, Naturgesetze werden aus den Angeln gehoben, nichts ist mehr wie es vorher war, meine Frau bekommt mal was anderes. Mutig entschied ich mich für die sportliche Uhr. Was hatte ich zu verlieren, nichts. Schließlich war ich es ja gewesen, der stets ähnliche Uhren für die Liebste gekauft hatte. Wahrscheinlich war das mehr als der tatsächliche Geschmack meiner Frau, die Begründung dafür, dass die letzten Modelle fast alle gleich aussahen. Das würde mir dieses Mal nicht passieren. - Ich war dann doch etwas froh, dass ich nicht diese Verkäuferin wieder traf, als ich die Uhr ein paar Tage später zum Umtauschen brachte.
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